GASTBEITRAG von Ute-Marion Wilkesmann
Die erste Frage ist: Brauche ich ein Messer, wenn ich Rohkost leben will, egal ob kurz- oder langfristig?
Meine Antwort ist: Ja. Sonst bleibt mir doch vieles verwehrt, ich könnte kaum eine Pampelmuse essen, an den Erdbeeren nicht die Schadstellen wegschneiden, müsste vom Weißkohl die Blätter am Streifen essen, müsste braune Stellen am Apfel herausbeißen. Das geht alles, aber ist nicht wirklich komfortabel.
Die zweite Frage ist: Was an Gerätschaften brauche ich sonst noch?
Meine Antwort ist: Nichts. Rohkost in meinem Verständnis und im Verständnis der großen Pioniere bedeutet, Lebensmittel möglichst unbearbeitet, eben „roh“ zu essen. Leider ist davon heute nicht mehr viel übrig geblieben. Heute gilt zwar noch gemeinhin die 42 °C Grenze für die Definition von Rohkost, aber es gibt schon Onlineshops, die prahlen „Rohkost, da unter 50 °C getrocknet“. Wobei natürlich-wachsende Datteln und andere exotische Früchte durchaus auch einmal höheren Temperaturen ausgesetzt sind als 42 oder 40 °C – aber eben natürlichen Temperaturen. Mittlerweile hat sich allgemein durchgesetzt, dass synthetische Vitamine nicht die gleiche Wirkung im menschlichen Körper haben wie Vitamine, die wir in ihrer natürlichen Form in Obst und Gemüse verzehren. So sehe ich das auch mit den Temperaturen: Ob eine Dattel am Baum reift und in der Sonne trocknet, ist für mich etwas anderes, als ob ich sie in ein Dörrgerät lege. Damit äffe ich die Natur nach – die aber wie immer mehr ist als nur eine Komponente, ein Vorgang. Zum Beispiel nimmt in der Sonne Getrocknetes eben auch das Sonnenlicht auf, die frische Luft – das Dörrgerät ist finster und dunkel.
Als ich mich vor sieben Jahren zum ersten Mal mit Rohkost auseinander gesetzt habe, wurden Bücher kritisiert, deren Rezepte ein Dörrgerät oder einen Entsafter voraussetzten. Heute lesen sich Rezepte so, als ob man ohne drei Mixer – davon mindestens einen Hochleistungsmixer -, ein Dörrgerät, einen Entsafter – von den ganz industriell vorbereiteten Pülverchen einmal ganz zu schweigen – gar keine schmackhafte Rohkost essen könne.
Weit gefehlt. Natürlich können Geräte wie ein Hochleistungsmixer das Leben vereinfachen. Aber wir sollten sie mit Bedacht einsetzen. Die Faszination der Rohkost besteht u.a. auch darin, dass wir unsere Geschmackspapillen zum natürlichen Empfinden zurückbringen. Wer schon einmal eine schlichte Rohkostphase hinter sich hat, weiß, was ich meine: Da ist eine Zwiebel im Salat schon fast ein Meuchelmörder, weil so scharf, da duftet ein Apfel und ist nicht nur Füllgut. Wenn ich nur noch Breie, Smoothies, Pülverchen zu mir nehme – da verkleistere ich mir mein Geschmacksempfinden und habe auf dem Weg von natürlicher Kost zur Astronautenkost schon die halbe Strecke hinter mich gelegt.
Helfershelfer sind schön und gut, ich persönlich möchte meinen Vitamix, meine Jupiterraspel, meinen Thermomix und erst recht meinen Magic Maxx nicht mehr missen. Nach einiger Zeit exzessiven Gebrauchs stelle ich jedoch fest, dass ich diese Geräte eigentlich eher nur noch für Zuarbeiten, für Soßen, Pestos, Nussmuse usw. nutzen möchte. Immer wieder staune ich, wenn ich mir in Eile einen Salat zubereite, der aus Gemüse mit einem schlichten Dressing aus Zitronensaft, Öl, Wasser und Salz besteht, wie ungleich lecker das ist.
Klar, macht es manchmal Spaß, etwas Besonderes – eine Schokolade, eine „Pizza“ – in Rohkost zu erschaffen. Für Anfänger erleichtert es den Übergang. Aber die Betonung liegt bei mir auf manchmal! Ich merke, dass ich nach einer Weile ohne Rohkostphase doch langsam wieder das Bedürfnis entwickle, zwei oder drei Wochen einzuschalten. Und da weiß ich jetzt schon, dass dies die schlichteste Phase sein wird, die ich je hatte. Denn ich möchte mehr denn je die Lebensmittel schmecken, nicht ihre Umhüllungen, Soßen und Verkleisterungen, ich möchte sie zerbeißen, nicht einfach schlucken. Rohkost kann so leicht sein, in Gewicht und Herstellung … wenn wir es zulassen.
Vielen Dank an Buchautorin Ute-Marion Wilkesmann für den Gastbeitrag.
Hallo, ich bin auch der Meinung, dass man ein Messer und ein Schneidebrett braucht,ich habe seit 16 Jahren einen Vitamix und moechte ihn nicht mehr missen.Ich finde, dass in den letzten Jahren die Rohkost mehr und mehr als Geldmacherei missbraucht wird und das finde ich sehr schade. Wenn ich zurueck blicke dann muss ich sagen, dass ich sehr viel Geld fuer Dinge ausgegeben habe die ich garnicht gebraucht haette. Weil jemand dies hatte und ich wollte dies unbedingt haben ,wurden diese Dinge gekauft. Ich bin aber dankbar, dass nicht alle diesen Trend folgen. Andrea
Ganz nett der Text.
Aber im Gegensatz zur Einleitung halte ich es komplett anders.
Die meisten Dinge versuche ich komplett zu essen. Am meisten ekeln sich die Leute immer wenn ich kiwis ganz esse.
Was sind denn Schadstellen bei Erdbeeren oder braune Flecken auf Äpfeln? kenn ich nicht!
Was spricht gegen Kohlblätter?
Zerreissen kann man Sie doch auch?
Es gibt sicher Dinge wofür man ein Messer braucht aber da hätte ich eher Melonen genannt oder Pithaya oder so was in der Richtung 😉
Ich verstehe ebenfalls nicht warum immer wie bei der veganen Ernährung alles vorherige nachgeäfft werden muss. Ich dachte man ist froh von dem Scheiss weg zu sein? So ist es bei mir zumindest. Frucht frisch bio direkt pur besser gehts doch nicht und vor allem leichter? So viel wie man so essen muss, da bleibt gar keine Zeit das noch zu bearbeiten oder zu verschönern 😉 So ist es bei mir zumindest, wenn ich mit dem machen fertig wäre, wäre ich schon verhungert.